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Dienstag, 25. September 2012

Review zu "Töchter des Mondes: Cate" von Jessica Spotswood



INK (August 2012), Band 1,
Hardcover/SU, 363 Seiten,
17,99 € [D] 


Cate und ihre Schwestern Maura und Tess sind Hexen. Niemand darf davon erfahren, denn Hexen drohen Verbannung und Tod. Die Gefahr, aufzufliegen, lastet schwer auf Cate. Vor allem seit Finn aufgetaucht ist, dieser Junge mit den Zimtsommersprossen und dem kupferroten zerzausten Haar. Verzweifelt sucht Cate nach einem Ausweg und stößt im Tagebuch ihrer toten Mutter auf eine rätselhafte Prophezeiung, die besagt, dass drei Schwestern mit magischen Kräften die Hexen zurück an die Macht führen werden. Handelt es sich dabei um Cate, Maura und Tess? Und kann es überhaupt eine gemeinsame Zukunft für Cate und Finn geben? (Text- und Bildquelle: Egmont INK)


Meine Meinung
In New England, Ende des 19. Jahrhunderts, wachsen Cate und ihre zwei jüngeren Schwestern in einer streng religiösen Dorfgemeinschaft auf. Die Bruderschaft der Männer steht über allem. Viele Dinge sind verboten, Frauen habe hier überhaupt keine Rechte, sollen sich nicht weiterbilden und nur für Mann und Kinder da sein. Cate ist sechzehn und in wenigen Wochen muss sie ihre Absichtsbekundung während des Gottesdienstes öffentlich machen. Hier hat sie genau zwei Möglichkeiten; zu heiraten oder einer frommen Schwesternschaft beizutreten. Keinesfalls darf die Bruderschaft erfahren, dass Cate und ihrer Schwestern Hexen sind, denn sonst droht ihnen die lebenslange Gefangenschaft. Cate versucht ihre Schwestern zu schützen, doch als sie Finn kennenlernt, muss sie sich entscheiden, ob sie das Wohl ihrer Schwestern oder ihr eigenes Glück vorzieht.

Romane im Präsens (Gegenwart) waren vor ein paar Jahren noch etwas Besonderes, werden im Jugendbuchbereich nun aber immer häufiger gesehen, bzw. sind mittlerweile schon Standart. Auch für "Töchter des Mondes: Cate" hat sich Jessica Spotswood für diese Erzählform entschieden. Cate erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form, Gegenwart. Das passt sehr gut, weil sie einem als Leser hautnah die teilweise beklemmenden Gegebenheiten schildert. Besonders gut hat mir hier gefallen, dass die Erzählform zwar modern, einige Wörter und Ausdrucksweisen aber durchaus ins späte 19. Jahrhundert passen. Das macht den Roman frisch und zugleich auch echt. Der Plot ist gut durchdacht, nicht kompliziert und entwickelt sich, vor allem gegen Ende, ganz anders als erwartet.
Obwohl sich die Geschichte locker liest und alles gut erklärt wird, muss ich zugeben, dass sie für mich am Anfang mehr plätscherte, als rauschte. Ich hatte zwar Spaß beim Lesen, die große Begeisterung packte mich aber nicht. Das sollte sich aber noch ändern ...

Cates Leben ist kein Ponyhof und man entwickelt sofort ein Misstrauen und eine gewisse Empörung der religiösen Bruderschaft gegenüber. Nicht nur, dass hier Frauen dumm und klein gehalten werden, ihr Lebensweg wird ihnen von der Bruderschaft vorgegeben. Eine Alternative haben die Frauen nicht. Dass Cate noch ihre Existenz als Hexe geheimhalten muss, verkompliziert die Sache noch. Cates Gefühle waren für mich verständlich. Auch wenn sie für mich kein reiner Sympathiecharakter war, mochte ich sie doch recht gerne. Noch mehr Mühe hatte ich mit ihrer jüngeren Schwester Maura, die ich anfangs noch lustig keck empfand, sich dann aber immer unsympathischer darstellte. Auch ihrer Beweggründe und Handlungen habe ich gut nachvollziehen können. Trotzdem wurde ich vor allem mit Maura nicht recht warm, war am Ende sogar richtig sauer auf sie.

Überraschend war für mich Finn. Endlich mal kein düsterer, geheimnisvoller und perfekt aussehender männlicher Charakter! Finn ist einfach freundlich und sehr nett, stahlt aber auch eine gewissen Härte und Konsequenz aus. Zudem ist sein Aussehen wirklich ungewöhnlich beschrieben: Rote Haare (okay, zerzaust sind sie auch!), Brille, Zimtsommersprossen und eine Zahnlücke zwischen den vorderen Schneidezähnen - mir hat's gefallen! Ich mochte seine Art und sein Wesen sofort.
Die Lovestory entwickelt sich für ein Jugendbuch sehr langsam und nimmt nur wenig Raum in der Geschichte ein. Dazu ist sie kitschfrei und lädt stellenweise zum kribbeligen Seufzen ein. Noch jetzt erinnere ich mich sehr gerne an zwei romantisch-schöne Szenen. Hach!

Im letzten Buchdrittel kommt einiges an Dramatik in die Geschichte. Durch eine Entscheidung von Cate wird diese noch verstärkt. Auch das eigene Herz macht einen entsetzten Hüpfer. So hatte ich mir das aber nicht erhofft! Scheint die Prophezeiung lange Zeit eindeutig, ist am Ende wieder alles offen und es ist noch lange nicht alles geklärt.
Nachdem "Töchter des Mondes" den Beinamen Cate hat, dachte ich mir, dass es in den Folgebänden um jeweils eine von Cates Schwestern geht. Bei einer Trilogie wäre eine Fortsetzung von "Cate" mit Maura und Tess die logische Schlussfolgerung. Nach diesem Ende bin ich mir da aber nicht so sicher. Cates Geschichte, so meint man, hat eben erst begonnen.

Fazit
"Töchter des Mondes: Cate" hat mich richtig überrascht. Hexengeschichten sind eben nicht jederfraus Sache, und obwohl die Geschichte ab Beginn interessant war, war meine Begeisterung anfangs eher verhalten. Doch dann war ich von der Entwicklung richtig verzückt und hätte nach diesem Schluss gerne sofort weitergelesen. Das Buch hat eine ganz besondere Wirkung. Für mich wird es ganz klar ein Wiedersehen mit (hoffentlich) Cate geben. Geht gar nicht anders!

© Damaris Metzger, damarisliest.de